Bozcaada Jazz Festival

Bozcaada Jazz Festival  - Foto
Bozcaada Jazz Festival

Ein Jazzfestival auf einer kleinen türkischen Ferieninsel? Das Bozcaada Jazz Festival möchte jedenfalls so eines sein. Aber dann betritt man das Open Air- Festivalgelände und muss erst einmal an etlichen Wein- oder Whiskeyständen und Bierbuden vorbei. Und man wundert sich, wie viele der vielen Besucher an jedem der drei Abende dort die meiste Zeit verbringen. Junge, schick gekleidete, hippe Türken, die das Festival zum Anlass nehmen bei angenehmen Abendtemperaturen einfach eine gute Zeit zu haben, zu trinken, mit Freunden zu quatschen, der DJane lauschen, die zwischen den Getränkeständen in den Konzertpausen auflegt. Ja, es gibt auch diejenigen, die sich dicht vor die Bühne des hügeligen Geländes drängen um den Bands zu lauschen. Aber auch hier gilt vielfach: Das Selfie mit der besten Freundin oder der kleine Small Talk sind im Zweifelsfall genau so wichtig wie die Musik.

Bozcaada Jazz fühlt sich einfach mehr wie eine coole Party an. Und die Musik auf der Bühne passt dazu. Da spielt das türkische Bozcaada Ensemble einen lupenreinen US-amerikanisch geprägten Fusion Jazz, wie er vielleicht vor ein paar Jahrzehnten mal angesagt war. Auch der renommierte türkische Pianist Aydın Esen servierte den Hipstern vor der Bühne einen kraftvollen, fusionlastigen Sound. Zwischen akustischen und elektronischen Jazz pendelt dagegen die Band des französisch-schweizerischen Saxofonisten Léon Phal, mit viel Biss, Inbrunst, funky und lässig groovend. Eine Musik, die mindestens zum Mitwippen einlädt und ebenfalls die genau richtige Mischung für ein eher jazzuntypisches Publikum wie das in Bozcaada, das sichtlich Spaß an dieser Art von Jazz hat.

Das von der Kreativ-Organistaion KEŞiF organisierte Festival setzt auf Kooperationen mit anderen Ländern. So kam in diesem Jahr das Projekt Klein vom luxemburgischen Tastenmann Jerome Klein nach Bozcaada. Und die Niederlande unterstützen das Festival mit einem beachtlichen Geldbetrag, so dass man die holländische Nu-Disco-Funk-Soul-Electronic-Band Kraak & Smaak einladen konnte. Mit Alfa Mist beschloss sogar einer der angesagten Acts der hippen, jungen Londoner Jazzszene das Festival auf der pittoresken Ferieninsel.

Die kleine Insel Bozcaada ist nur per halbstündiger Fahrt mit einer Fähre vom Festland zu erreichen. Die alte Stadt Çanakkale am Ufer der Dardanellen ist nicht weit entfernt und auf jeden Fall einen Stopp wert. Auch das antike Troja liegt um die Ecke. Neben den beeindruckenden Ausgrabungsstätten lohnt unbedingt der Besuch des erst vor ein paar Jahren eröffneten, neuen Museums von Troja. Und wer sich für Kulinarik interessiert, der ist in der Marmara-Region auf jeden Fall am richtigen Ort. Auch auf Bozcaada gibt es exzellente Restaurants. Das Essen und der heimische Wein dort sind so lecker, da muss man beim Dinner aufpassen, nicht zu lange in den Open Air-Restaurants zu verweilen. Denn der Abend soll ja musikalisch beim Bozcaada Jazz Festival ausklingen.

Text: Christoph Giese
Fotos: Modifilm Collective (Bozcaada Jazz Festival)

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