Yaron Herman - Alma

Yaron Herman - Alma

Yaron Herman
Alma

Erscheinungstermin: 14.10.2022
Label: naïve records, 2022

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In diesem Album war ich auf das Wesentliche aus. Kein vorgegebenes Konzept, kein Plan, keine Vorstellung von bestimmten Themen. Mich einfach ans Klavier setzen, die Augen schließen und mich von der Musik führen lassen. Eine Reise ins Innere beginnen.

Zum ersten Mal kam ich mit leeren Händen in ein Studio, nach minimaler Vorbereitung. Das Ergebnis ist eine Mischung aus freien Improvisationen, einem geborgten klassischen Thema, einem dekonstruierten Standard, volkstümlichen Stücken, die sich aufgedrängt haben. Das Ganze wie eine Geschichte, die sich unter meinen Augen von selbst schrieb, wobei sie einem ebenso unsichtbaren wie intuitiven Erzählfaden folgte.

Gerade dann, wenn man akzeptiert, „nicht zu wissen“, scheint die Seele – oder der Geist, der flow, die Worte sind unwichtig – sich am liebsten zu offenbaren.

Das Wort Alma bedeutet Seele, aber auch „Nährendes“, „Befruchtendes“, „Förderndes“. Der Musik jenseits der Noten eine Ausstrahlung zu verschaffen, ist für mich wesentlich. Dieses Mysterium fasziniert mich. Woher kommt die Musik, welche Quelle speist die Noten... und macht sie lebendig, beseelt.“

Meine Arbeit besteht in der Bereitschaft, die Seele aufzunehmen, sie in Noten zu verlebendigen. Sozusagen das Haus zu bauen, damit es bewohnt werden kann

Mit Alma beschreitet der Pianist Yaron Herman ganz neue Wege.

Nachdem er bereist zehn Alben veröffentlicht hat, lässt er sich ins Leere fallen und bietet uns erstmals ein Korpus völlig improvisierter Musik – einen verblüffende, Schnappschuss und einen lebendigen Spiegel seiner Vergangenheit. Erinnern wir uns daran, dass er ein viel versprechender Basketballspieler war, bevor eine Knieverletzung dieser Karriere ein Ende setzte und er mit sechzehn Jahren in die Welt der Musik eintauchte.

Von Opher Brayer wurde er zu einer holistischen Sicht angeleitet, in der das Studium der Musik Teil eines Ganzen ist, das Philosophie, Psychologie und Mathematik umfasst. Das Klavier wird damit zum Mittelpunkt umfassenderen Nachdenkens, ein Gefährte, der dabei hilft, die Geheimnisse der Welt zu lüften.

Dieser schöpferische, vielseitige und atypische Werdegang steht im Hintergrund einer begeisternden, großherzigen globalen Reflexion, die er kürzlich in einem Werk mit dem Titel Le Déclic Créatif („Der krative Auslöser“) durchführte.

Man vergisst manchmal, dass am Anfang allen Musizierens, bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, das „totale“ Improvisieren den Kern der musikalischen Praxis bildete. Und auch später, von Bach bis hin zu Chopin, von Beethoven bis Boulez, wurden spontan Melodien gedrechselt, Harmonien erfunden, die manchmal zur Matrix von Meisterwerken wurden.

Diesen Weg verfolgt Yaron Herman weiter, wenn er die Tür zu dem Studio öffnet, in dem er Alma aufnehmen will. Ohne irgendein Konzept im Hinterkopf überlässt er sich völlig dem, was die Musik zu sagen hat; er eröffnet Räume, in denen er selbst noch nicht war.

Improvisieren heißt in Echtzeit Komponieren. Beim Komponieren ist die erste Geste – das, was man manchmal „Inspiration“ nennt – improvisiert. Komponieren heißt gewissermaßen: mit Bleistift und Radiergummi improvisieren. Alma geht als aus einem Fließen hervor, das über die Musik selbst hinausreicht; das Werk wurzelt in dem gebieterischen Wunsch, „immer die Tür angelehnt zu lassen, um das hereinzulassen, was entstehen soll“.

Auf diese Weise konzise und kunstvoll aufgebaute Stücke zu konstruieren, Melodien zu erfinden, die sich gemäß einer in Echtzeit entstehenden Logik entwickeln, ist ein unendlich komplexer Vorgang. Er setzt eine außergewöhnliche Erfindungsund Konzentrationskraft voraus, einen Sinn für die Gegenwart, der mit Offenheit für die Zukunft gepaart ist, ohne die keine Entwicklung möglich ist. Alma ist eine seltene Aufforderung, ein innerer Tanz, der uns sehr weit mit sich führt, eine sensorische Reise, zu der wir eingeladen sind, und eine tiefe Emotion, die uns nie loslässt.

Zexz: naïve records

jazz-fun.de meint:
Hypnotische und unauffällige Musik, die den Klangraum erforscht und die Fantasie anregt. Der Pianist gehört zu den Künstlern, bei denen instrumentales Können Hand in Hand geht mit Kreativität, Phantasie und dem Bedürfnis, einen originellen künstlerischen Ausdruck zu schaffen. Yaron Herman bietet uns wieder einmal großartige Musik, an der man unmöglich gleichgültig vorbeigehen kann.

  1. Forever Unfolding
  2. Cards
  3. Rituel
  4. Magnolia
  5. Little Melody
  6. Tone Filed
  7. Here And Now
  8. Ode To Nearness
  9. Round Blue
  10. Silver Lining
  11. All The Things You Are
  12. Yesh Li Sikuy
  13. Playground
  14. Après un Rêve
  15. How Dares A Star (Eich Ze Shekochav)
  16. Rebirth
  17. Song Without Words

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